Google+ il mondo di selezione: Gartenplauderei #14 - Sabine Güllich - was eigenes

31 August 2015

Gartenplauderei #14 - Sabine Güllich - was eigenes



Dieser Sommer war (ist) einfach unglaublich! Endlich mal wieder ein Sommer, der den Namen verdient hat. Mit ausreichend Zeit für lange und ausgiebige Treffen im Garten. Und das habe ich mit meinen Gästen in vollen Zügen ausgekostet. Im August war Bine bei mir zu Gast. Ihrem Blog folge ich schon ziemlich lange und so hat es mich sehr gefreut, daß sie die Einladung angenommen hat.




Herzlich Willkommen in meinem Garten Bine!


Da sie auf ihrem Blog schon sehr viele Fragen über sich beantwortet und mir deshalb erstmal keine Information gefehlt hat, lautete meine persönliche Frage an sie: Welche Frage stellst du dir selber immer wieder? Das hat offenbar eine Menge bei ihr ausgelöst...



Welche Frage stellst du dir selber immer wieder?


Tagtäglich kreuzen eine Menge Fragen meine Gedanken: Wann war heute nochmal der Zahnarzttermin? Hat das Kind heute Sportunterricht? Warum schaffen Städte und Behörden es nicht einen öffentlichen Bau vernünftig zu planen? Was koche ich heute? Warum können wir uns nicht selbst kitzeln? Hat unsere Babysitterin wohl am Wochenende Zeit? Warum gibt es im Flugzeug Schwimmwesten und keine Fallschirme?

Aber darum soll es heute nicht gehen. Claudia hat mir eine Frage gestellt, die da lautet: Welche Frage stellst Du Dir immer wieder? Das ist wiederum eine gute und schwierige Frage.

Ich habe in den vergangenen Wochen oft darüber nachgedacht, was mich wiederum zu dem Schluss kommen läßt, dass mich scheinbar keine Frage immer wieder beschäftigt. Wäre dem so, wäre sie mir ja sofort eingefallen.

Beim Denken - am besten kann ich das während ich an der Nähmaschine sitze - kam mir eine Frage in den Sinn, die grob formuliert lautet: Wie werde ich ein besserer Mensch? Anders formuliert: Wie schaffe ich es ein erfülltes Leben zu leben, Momente zu schaffen, an die ich mich später erinnere, eine glückliche Beziehung zu meiner Familie, meinen Freunden und zu mir selbst zu führen?

Kaum schlage ich eine Zeitschrift auf - egal welche - springen mir Headlines ins Auge, die mir suggerieren, dass ich nach dem Lesen des Artikels nicht nur um einiges schlauer, sondern auch ein besserer Mensch sein werde. Ich soll, darf, muss fünf Kilo abnehmen, danach fühle ich mich bombastisch. Ich soll achtsamer mit meiner Umwelt und mir umgehen, soll das Wasser der Morgendusche auf meiner Haut spüren und fühlen und nicht daran denken, dass ich vergessen habe Aufschnitt für`s Frühstück zu kaufen. Ich soll meiner Kreativität freien Lauf lassen, denn nur wenn man was mit den eigenen Händen schafft, erlebt man die Erfüllung schlechthin. Ich muss unbedingt auch in den kleinen Dingen und Ereignissen des Alltags das große Glück sehen. Ich muss still sein und soll Stille zulassen, denn Stille läßt uns runterkommen, entspannen und unsere Gedanken kreisen. Ich soll und muss eine Menge tun, damit ich ein guter Mensch mit einem erfülltem Leben werde.

Dies ist durchaus mein Bestreben. Ich versuche meist alles richtig zu machen. 

Als selbstständige Onlineshopbetreiberin und Bloggerin, als Mutter, Ehefrau, Hausfrau, Freundin, Schwester und Tochter hat man einen, bzw. mehrere Jobs zu erfüllen. Damit es rund läuft, muss der Rubel rollen, also die Arbeit erledigt werden; müssen die Kinder erzogen, behütet, betüddelt, beschützt und auf's Leben vorbereitet werden; muss die Beziehung im Gleichklang bleiben; das Haus geputzt, der Kühlschrank gefüllt und der Rasen gemäht werden.

Es läuft bei uns. Das kann ich geradewegs behaupten, aber manchmal könnte es besser laufen. Dann werden Termine vergessen, der Einkauf nicht geschafft, die Emails nicht zeitnah beantwortet, der Geburtstag vergessen, auf die WhatsApp erst drei Tage später geantwortet, eine Zusage in eine Absage geändert. Der Plan gerät ins Wanken und ist womöglich nicht mehr zu retten. Es muss umdisponiert werden und in der großen Pause mit dem Rad in die Schule gedüst werden, weil wir doch den Sportunterricht vergessen haben.

Also bleibt meine immerwährende Frage oder mein Credo, wie kann es besser laufen? Zu den typischen Alltagsthemen rund um Organisation, die wohl alle Mütter mit sich herumtragen, kommen für mich noch meine persönlichen Wertvorstellungen dazu.

Pünktlich sein. Bitte-Danke sagen. Liebe und Respekt meinen Mitmenschen gegenüber bringen. Geburtstage, wichtige Ereignisse im Leben eines anderen nicht vergessen. Sauberkeit und Ordnung. Ehrlichkeit. Toleranz. Disziplin und Verlässlichkeit. Lauter Werte, die mir wichtig sind, die ich in meinem Alltag versuche zu beherzigen, umzusetzen und an meine Kinder weiterzugeben. Schaffe ich das alles, fühle ich mich gut, bin ich dem Ziel ein guter oder besserer Mensch zu sein, ein Stückchen näher gekommen.

Mir ist es wichtig, dass ich für meine Familie und meine Freunde da bin. Dass ich meine Beziehung zu ihnen  pflege und hege. Genauso achte ich auf gesunde Ernährung, stelle Obst und Gemüse auf den Tisch oder gebe Acht auf meine Umwelt; schmeiße keinen Müll in die Natur und versuche immer an eine Charlie Bag zu denken, wenn ich einkaufen gehe. Dazwischen denke ich an mich. An meine persönliche Träume und Wünsche, an Achtsamkeit, Stille, Kreativität- lauter Zeitschriftenratschläge, die mir manchmal gehörig auf den Zeiger gehen, gleichzeitig aber den Ehrgeiz in mir erwecken, es auch so zu machen. Zumindest es zu versuchen.

Und am Ende des Tages, wenn mir auf dem Weg zum Rewe einfällt, dass die Charlie Bag am Türgriff an der Küchentür hängt; wenn ich keine Lust hatte Obst zu schnippeln und abends lieber beherzt in die Chipstüte greife; wenn ich am Tag keine Sekunde Zeit für Stille hatte; wenn die Küche mal nicht aufgeräumt wird, weil ich lieber mit den Nachbarinnen auf der Strasse quatsche; wenn ich den Kindern doch erlaube WII zu spielen; wenn ich lieber zwei Stunden durch Pinterest surfe und im Internet rumtrödel,  statt mich auf meine Arbeit zu konzentrieren; wenn die Kinder rufen, dass sie keine Söckchen mehr in der Schublade habe; wenn sowas alles passiert, dann denke ich: Scheiß drauf! Es gibt Schlimmeres. Es ist menschlich. Niemand ist perfekt und perfekt zu sein ist sowieso sowas von langweilig.

Also bleibt die Frage Wie werde ich ein besserer Mensch? keine, die von mir Besitz ergreift, die mich stresst und unter Druck setzt. Vielmehr ist sie ein täglicher Ansporn ein gutes Leben zu leben, ein Leben mit Höhen und Tiefen, mit Frohsinn und Niedergeschlagenheit, mit Momenten, an die ich mich später lächelnd erinnern werde und Situationen, die ich lieber vergessen würde. Ein Leben, welches gelebt wird und nicht einstudiert ist, ein Leben, welches es zu genießen gilt.

Liebe Claudia, vielen Dank für diesen Gedankenanstoß, der mein persönliches Gedankenkarussell ganz schön ans Laufen gebracht hast. Es war mir eine Freude.



Da die Abende im August lang sind, hat sie natürlich auch die Standardfragen für mich beantwortet...

Was möchtest Du uns unbedingt über Dich und Deinen Blog erzählen?


Als ich im Dezember 2007 meinen ersten Blogartikel verfasste - es war nur ein Rezept - ahnte ich nicht, wohin dies führen würde. Ich wollte einfach nur dabei sein, wollte mitmischen, mich mit anderen Bloggerinnen austauschen, wollte mir Inspiration holen und geben.

Ich war damals Mama einer Zweijährigen und schwanger. Die Alltagsmühlen drehten sich damals noch ganz anders als heute. Das Lesen von Blogs und das Schreiben eines Artikels beschränkte sich auf die späten Abendstunden.

Heute ist mein Blog aus meinem Leben nicht mehr wegzudenken. Wir beide haben uns entwickelt. Wir haben vieles dazu gelernt und sind professioneller geworden. Ich habe meine Fotografie-Kenntnisse verbessert, habe an meinem Schreibstil gefeilt und mich durch HTML Codes gewühlt.

was eigenes gehört mittlerweile zu meinem Job dazu. Der Blog ist das Schaufenster meines Onlineshops und er darf hin und wieder Plattform für Kooperationen sein.

Seine Hauptfunktion ist jedoch: er ist meine kreative Spielwiese. Es macht mir einfach Spass zu teilen, zu schreiben und ihn mit Inhalt zu füllen.


Hast Du eine Strategie fürs Bloggen, einen Zeitplan oder nutzt Du den Blog wie ein Tagebuch, spontan, wann immer Dir danach ist?


Anfangs habe ich spontan gebloggt. Das war mit zwei kleinen Kindern gar nicht anders möglich. Mittlerweile nutze ich einen Redaktionsplan. Dort trage ich Ideen und Entwürfe meiner Artikel ein. Nicht immer wird der Plan eingehalten, aber er gibt mir Struktur und Halt, wenn ich unmotiviert bin oder mich in meiner Arbeit verzettel. Meist schreibe ich in den frühen Morgenstunden und wenn mich die Muse küsst, dann habe ich auch schonmal zwei bis drei Artikel in der Pipeline. Ich halte einen Redaktionsplan für gut und wichtig und habe deshalb darüber schon geschrieben.



Wie schaffst Du es, Familie, Partnerschaft, Freunde, Arbeit, Haushalt und Blog miteinander zu vereinbaren?


Auch das ist eine Frage, die ich schon auf meinem Blog behandelt habe, denn sie wird mir immer mal wieder gestellt. Kurz und knapp gesagt:

Ich habe einen Vollzeitjob, den ich in einen halben Tag packe. :-) Meine Kinder gehen mittlerweile in die Schule. So lange sie nicht da sind, sitze ich in meinem Nähbüro und arbeite dort, wie viele viele andere Frauen auch. Ich schreibe Artikel, beantworte Emails, fotografiere und nähe für meinen Shop. Der Shop ist mein Hauptjob. Deswegen investiere ich die meiste Zeit dahinein. Am Nachmittag bin ich Mama, kümmere mich um die Kinder, den Einkauf, die Taxifahrten. Ich verrichte also kein Wunderwerk.



Wenn Du noch einmal neu ins Erwachsenenleben einsteigen könntest, würdest Du einen anderen Weg gehen?


Nein. Mein Erwachsenenleben startete mit meinem Au Pair Jahr in der Nähe von Washington D.C. Diese Erfahrung möchte ich nicht missen.

Gleich danach ging ich nach Köln, um dort eine Ausbildung zur Hotelfachfrau zu absolvieren. Im Anschluss wurde mir angeboten im Sales und Marketing Büro weiterzuarbeiten, was ich sofort zusagte. In den darauffolgenden Jahren arbeitete ich für drei große und namhafte Hotelketten und betreute dort die Firmenkunden. Die Hotelfachausbildung ist hart. Überstunden und Arbeitszeiten, die mit der „normalen“ Welt nicht konform gehen; Großveranstaltungen organisieren und das Hotel nach außen perfekt zu präsentieren- ich habe in diesen Jahren eine Menge gelernt und bin dafür dankbar. Ausserdem habe ich in dieser Zeit meinen Mann kennen gelernt - besser hätte das alles nicht laufen können.

Wenn ich jedoch nochmal einen Schritt zurück gehen könnte, dann würde ich irgendwie nebenbei Design studieren. Diesen Bereich musste ich mir für den Aufbau meines Blogs selber beibringen. Einige Profikenntnisse würden nicht schaden. Allerdings haben sich durch’s Bloggen so viele wundervolle Freundschaften entwickelt, dass ich immer Hilfe finde, wenn ich sie suche.



Was wünschst Du dir für Deine Zukunft, als Bloggerin und im realen Leben?

  
Wenn ich könnte, dann würde ich die Zeit anhalten. Ich bin gerade 40 geworden, habe zwei gesunde Kinder, führe eine glückliche Ehe, habe einen tollen Job, ich bin gesund… was könnte dies noch toppen? Vielleicht eine Reise nach New York? Oder ein Nähbüro mit Tageslicht? Oder die Möglichkeit so viel zu essen, wie ich will, ohne zuzunehmen?

Für meinen Blog wünsche ich mir, dass Blogs  nicht aussterben werden. Dass es immer Menschen geben wird, die Blogs mit Leidenschaft führen und Menschen geben wird, die Blogs gerne lesen.



Herzlichen Dank für das symphatische Interview und dafür, dass ich heute hier Gast sein darf!

Liebe Grüße, Bine



Wo, ihr könnt euch vorstellen, daß ich mich sehr gefreut habe über dieses ausführliche Interview! Vielen Dank liebe Bine und ich hoffe, daß wir uns bald mal treffen!

A presto...



4 Kommentare:

  1. Ein schönes Posting. Klingt mir so, als hättet ihr einen unterhaltsamen und interessanten Nachmittag in deinem Garten gehabt. :)

    Mit lieben Grüßen,
    Sarah Maria

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Davon kannst du ausgehen ;-) Immer weider spannend, etwas Neues über andere Blogger bzw. Menschen im Allgemeinen zu erfahren.

      Löschen
  2. Ein spannendes Interview, das ich mit großem Interesse gelesen habe (und auch öfters zustimmend nicken musste). Danke dafür!

    Liebe Grüße,
    Barbara

    AntwortenLöschen

Vielen Dank für deinen Kommentar!